Das erste Mal wählen bei einer Bundestagswahl – so geht es vielen meiner Freunde und mir. Aber wie gehe ich mit meiner Stimme um ? Wie kann man sich neben dem Lesen von Wahlprogrammen eine Meinung bilden und Wahlkampf näher erleben?

Dass Demokratie bekannterweise von Diskussionen lebt, konnten wir bei unserer Podiumsdiskussion am 6.2. hautnah erleben. Unsere Gäste waren Anas Al-Qura‘an ( Bündnis 90/Die Grünen), Thomas Jarzombek (CDU), Moritz Kracht (FDP), Dr. Zanda Martens (SPD) und Julia Marmulla ( Die Linke), die alle in unserem Wahlrkreis für den Bundestag kandidieren.

Um einen ersten Einblick in Vorhaben und Positionen der verschiedenen Parteien zu erhalten, wurden den Politiker*innen zehn Ja/Nein Fragen gestellt, wodurch sich bereits am Anfang unterschiedliche Meinungen, aber auch die Schnittmengen zwischen den verschiedenen Positionen herauskristallisierten. Hierzu zählten Fragen wie „Sollten Subventionen für fossile Energieträger abgeschafft werden?“, „Unterstützen Sie ein Verbot der AFD?“ oder „Sollen Vermögen stärker besteuert werden?“ Dass das Publikum, alle Schülerinnen und Schüler der Jgst. 10, EF und Q2, sehr interessiert war, erkannte man an dem einen oder anderen Aufstöhnen, Lachen oder leisen Geflüster.

Um anschließend Genaueres zu erfahren wurde die Diskussion in die vier Themenbereiche Klima und Umwelt, Wirtschaft und Soziales, Internationale Beziehungen und Sicherheit, sowie Rechtsruck und Migration unterteilt. Beginnend mit dem Themengebiet Klima wurden die Parteien gefragt, welche Bilanz sie hinsichtlich der Klimapolitik in dieser Legislaturperiode ziehen. Inwiefern war Scholz ein Klimakanzler? Wie empfand dies die Opposition? Während die SPD und die Grünen einigermaßen zufrieden wirkten, jedoch noch weitere Maßnahmen wie den Ausbau erneuerbarer Energien fördern möchten, wurden andere Meinungen bei den restlichen Parteien sichtbar. Technologieoffenheit und Emissionshandel standen bei CDU und FDP im Vordergrund, während die Linke die Idee eines Klimageldes vertritt. Doch gerade weil die Klimapolitik mit der Wirtschafts- und Sozialpolitik verbunden werden muss, gingen wir zu diesem Themenbereich über. In diesem wurden die gegensätzlichen Meinungen zur Schuldenbremse oder zur Steuerpolitik, gerade bei der Besteuerung großer Einkommen und/oder Vermögen deutlich.

Während der anschließenden Debatte zu den internationalen Beziehungen und zum Thema Migration und Rechtsruck wurde die Atmosphäre in unserer Aula kurzzeitig sehr angespannt. Zentrale Themen hierbei waren natürlich der 5-Punkte-Plan der CDU, der Umgang mit dem zunehmenden Rechtsruck in Deutschland, aber auch in Europa. Die Politikerinnen und Politiker lieferten sich teilweise sehr emotionale Schlagabtausche mit lauter Stimmlage und Gegenreaktionen, während jemand gesprochen hat, wodurch in unserer Debatte plötzlich ein Stimmungswechsel im Vergleich zum zuvor höflichen Beginn spürbar wurde.

Um auch auf individuelle Fragen aus dem Publikum genauer einzugehen, schlossen wir unsere Podiumsdiskussion mit einer Fragerunde ab. Dieses Angebot nahmen viele an, wobei bei überzeugenden Antworten der Politiker auch mal applaudiert wurde.

Auch ich empfand die Diskussion als sehr interessant und abwechslungsreich. Gerade weil durch die Debatte die politischen Vorhaben der jeweiligen Politiker*innen viel deutlicher wurden als beim bloßen Lesen der Wahlprogramme. Das unterschiedliche Auftreten und die verschiedenen Argumentationsweisen verstärkten den Eindruck unterschiedlicher politischer Ausrichtungen, auch wenn in manchen Punkten wie dem Bekenntnis zu Europa Einigkeit über die Parteien hinweg herrschte. Die teilweise hitzigen Debatten und Wortwechsel zeigten, dass unsere Gäste auch emotional bei der Sache waren, und führten dazu, dass man sich teilweise wie im Bundestag fühlte.

Es war schön zu sehen, dass die Politikerinnen und Politiker sich die Zeit für unsere Schule genommen haben und uns Schülerinnen und Schüler als (zukünftige) Wähler ernstnehmen, weshalb wir uns für Ihr Kommen an dieser Stelle nochmals bedanken wollen!

Leyla Kaymak Q2

Unsere Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl 2025
Cecilien-Gymnasium