Nach der viel zu langen Corona-Pause kam es dieses Jahr endlich wieder zum Austausch zwischen uns in Düsseldorf und den Schülerinnen und Schülern des Tibble Gymnasiums in Täby bei Stockholm. Dabei ist eins sicher: Der Auftakt nach drei Jahren kann sich auf jeden Fall sehen lassen. Nicht nur haben beide Seiten von neuen kulturellen Erfahrungen profitiert, sondern auch Freundschaften geknüpft, die trotz der geografischen Entfernung nachhaltig in Erinnerung bleiben werden. Natürlich gab es auch Eigenheiten, die auffielen, dennoch bin ich mir sicher, dass die aufgeschlossene und humorvolle Herangehensweise aller Teilnehmenden uns jede Situation gut meistern ließ. Diese positive Einstellung und damit verbundene Vorfreude der Schülerinnen und Schüler teilten gleichermaßen die begleitenden Lehrerinnen Frau Schwarz und Frau Römer, welche uns auch durch großartige organisatorische Arbeit eine hervorragende Zeit ermöglichten. Das gleiche Lob gilt den Lehrkräften auf schwedischer Seite, Frau Medici und Frau Bohlin.

Am 16. März war es so weit. Nachmittags trafen wir die Schweden das erste Mal persönlich und konnten sie direkt mit in unseren Unterricht oder nach Hause nehmen. Alle verstanden sich auf Anhieb gut, aber das war kaum überraschend, weil wir größtenteils schon zuvor über unterschiedliche Kanäle Kontakt aufgenommen hatten. So konnten wir den anfänglichen Small-Talk überspringen und es war mehr Zeit für interessante Gespräche. Interessant ging es auch vor allem für die Schweden und Schwedinnen weiter, die in den folgenden Tagen aufregende Aktivitäten machten. Das Wochenende konnte individuell gestaltet werden, sodass alle neue Eindrücke erfuhren. Trotzdem trafen wir uns auch als Gruppe gemeinsam. Die Schweden und Schwedinnen sollten eigentlich für ihre mündliche Prüfung im Fach Deutsch üben, sodass jedes Treffen Gespräche mit drei verschiedenen Sprachanteilen bot: Deutsch, Englisch und Schwedisch. Nach einer spannenden Woche mussten uns die schnell ins Herz geschlossenen Schweden und Schwedinnen leider schon wieder verlassen.

Man kann schon sagen, dass wir nach der ersten gemeinsamen Woche eine hohe Erwartungshaltung der Reise nach Schweden gegenüber hatten. Aber deutlich wurde auch in Kürze, dass diese Wünsche nicht nur völlig erfüllt, sondern auch übertroffen wurden. Als wir am Dienstag, den 2. Mai gegen Mittag am Tibble-Gymnasium ankamen, hatten wir schon den Flug und eine angenehme Fahrt im sogenannten Arlanda- Express hinter uns. In der Schule wurden wir von der äußerst freundlichen Schulleiterin empfangen. Nachmittags nahmen ein paar von uns das Angebot wahr, eine Theateraufführung der Schule zu sehen. Andere traten schon den Heimweg an, zu Fuß, mit Bus und Bahn oder auf dem Moped. Am folgenden Tag durften wir am Englischunterricht teilnehmen, in welchem wir an einem popkulturellen Quiz teilnahmen und gleichzeitig einige andere Schülerinnen und Schüler des Tibble-Gymnasiums kennenlernten. Mit einigen von ihnen verabredeten wir uns nach Ende der Stunde, um im nahegelegenen Einkaufszentrum eine Kleinigkeit zu essen. Gemeinsam besuchten wir nachmittags auch das Freilichtmuseum Skansen, in dem neben einigen heimischen Tieren Schwedens auch eine altertümliche Lebensweise entdeckt werden konnte. Ein absolutes Highlight waren auch die Bärenjungen. Die freundlichen Mitarbeiter konnten glücklicherweise auch alles auf Englisch erklären und uns Information sehr interaktiv näherbringen. So konnten wir den Prozess der mittelalterlichen Stuhlherstellung kennenlernen und auch die verschiedenen Materialien anfassen. Nach dieser lehrreichen Erfahrung gingen wir erstmals in die Stockholmer Innenstadt. Es gab neben tollen Restaurants eine große Auswahl von Läden, die die Heimkehr ohne Erschwerung des Gepäcks unmöglich machten. Am Donnerstag erwartete uns dann ein Einblick in das Leben der schwedischen Royals im Drottningholm- Anwesen: Mehr Schein als Sein, stellte sich im Laufe der geführten Tour zwar heraus, aber beeindruckend war es trotz des gemalten Marmors und Goldes sowie der Stuck-Imitate. Später flanierten wir etwas im Schlosspark und aßen im nahegelegenen Café. Am nächsten Tag tauchten wir tief in schwedische Geschichte ein. Die Rede ist vom Vasa-Museum, in welchem man Informationen rund um das im 17. Jahrhundert versunkene und erst vor knapp 70 Jahren restaurierte riesige Kriegsschiff erfährt. Auf mehreren Etagen werden die Vorgeschichte, wichtige Persönlichkeiten und die Tragödie selbst thematisiert. Weiter mit jahrhundertalter Geschichte ging es auf der Insel Gamla Stan, die die Altstadt Stockholms bildet. Von der Fahrt auf der Fähre bis hin zu dem Charme des lebhaften Stadtbezirks war diese Erfahrung alles andere als üblich. Das Wochenende verbrachten wir mit unseren Gastfamilien, also variierten die Berichte über die zwei Tage, die am Montag am Flughafen ausgetauscht wurden, stärker. Viele hatten aber den Freizeitpark Grönalund besucht. Nichts für schwache Nerven, kann ich sagen. Für die weniger Abenteuerlustigen gab es die Möglichkeit XXL-Süßigkeiten durch Teilnahme an Gewinnspielen zu ergattern. Aber man ließ sich bei so einer fantastischen Atmosphäre selbst als „Fahrgeschäft-Skeptiker“ mitreißen.

Wie bei allen schönen Momenten im Leben, kam auch das Ende des Austausches gefühlt viel zu früh. Zum Glück muss ein Abschied in heutigen Zeiten nur noch selten für immer sein und der Großteil der Teilnehmenden hält weiterhin Kontakt miteinander. Auch die Erinnerungen und gesammelten Erfahrungen tragen wir sicher noch länger mit uns. Ich spreche für alle, wenn ich sage, dass wir eine unfassbar gute Zeit mit den Schweden und Schwedinnen in Deutschland hatten und an diese in Schweden gleichermaßen anschließen konnten. Wir sind zudem im höchsten Maße dankbar, diese Möglichkeit durch engagierte Personen geboten bekommen zu haben. Es ist nur zu empfehlen, seine Chance auf diese wunderbare Reise zu nutzen, wenn man seinen Horizont erweitern will, Freude an fremden Kulturen findet und – sind wir mal ehrlich – Lust hat, wirklich authentische Zimtschnecken zu essen.

Claire Thomas, Juni 2023

Schweden Austausch 2023
Cecilien-Gymnasium