Wenn man Brüssel hört, denkt man zuerst an die belgische Hauptstadt, doch sie ist so viel mehr als das! Denn nicht nur die Belgier*innen können sie ihre Hauptstadt nennen, sondern all wir Europäer*innen. Brüssel als Hauptstadt Europas – darunter kann man sich zunächst vielleicht nicht viel vorstellen. Eine Stadt, die wir uns alle teilen? Eine Stadt mit europäischen Traditionen? Europäischen Werten? In der wir alle repräsentiert sind?
Was ist überhaupt „europäisch“ und was bedeutet die EU für uns Bürger*innen? Antworten darauf, und auf viele weitere spannende Fragen, erhielten wir auf unserer diesjährigen Brüsselfahrt!
Brüssel ist bekanntlich der Sitz der meisten EU-Organe und -Institutionen. Davon durften wir das Parlament, die Kommission und einige kleinere Einrichtungen/Organisationen (die jedoch keinesfalls weniger wichtig sind) besuchen.
Ein Highlight war eindeutig der Diskussionstermin mit Daniel Freund, einem Abgeordneten der Grünen. Er ist einer der 96 deutschen von insgesamt 751 Abgeordneten im Europaparlament und nahm sich die Zeit dafür, sich unseren ganz persönlichen und für uns bedeutsamen Fragen zur EU, zum Klima und zu unserer gemeinsamen Zukunft zu stellen. Seine Antworten waren sehr ehrlich, offen und kritisch, aber dennoch optimistisch. Er betonte diese Zuversicht besonders, sie sei der Motor unserer Verbesserung und schenke uns Zusammenhalt, auch in Krisenzeiten. Eben dieser Zusammenhalt sei so bedeutsam, weil wir am stärksten sind, wenn jeder mitmache, sich engagiert und etwas beitrage. Er wies uns auf die anstehende Europawahl im nächsten Jahr hin, bei der viele europäische Schüler*innen ab 16 Jahren die Chance haben, mit ihrer Stimme etwas zu verändern. Damit motivierte er uns, uns in Zukunft positiv einzubringen.
Der Diskussionstermin in der Landesvertretung NRW machte uns den Zusammenhang zwischen Düsseldorf, unserem Zuhause, und Brüssel, unserer europäischen Hauptstadt, deutlich. Wir lernten, wie viele Schichten die Europäische Union tatsächlich hat, und dass Entscheidungen, die in Brüssel getroffen werden, auch bei uns in Düsseldorf ankommen. Diese routinierte Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen stärkte erneut unser Gefühl für das Gemeinschaftsprojekt Europa. Wenn wir uns zusammentun, dann können wir etwas erreichen.
Ein Besuch im Ausschuss der Regionen gab uns einen ähnlichen Eindruck. Die Regionen der 27 Mitgliedsstaaten der EU können sich für ihre lokalen und regionalen Belange Gehör verschaffen und Rat finden. Hier durften wir sogar an den Plätzen der Mitglieder sitzen und bekamen einen direkten Eindruck von der alltäglichen Arbeit in der EU.
Die Zusammenhänge der verschiedenen Institutionen wurden uns von einer Sprecherin der Europäischen Kommission erläutert. Dabei zeigte sich auch die Bürgernähe, da wir doch viel mehr Mitsprache und -entscheidung haben, als wir vielleicht vermuten.
Um die Zukunft der EU zu verstehen, ist ein Blick in ihre Vergangenheit erforderlich. Europäische Geschichte konnten wir daher in zwei Museen erkunden und durch interaktive Angebote miterleben. Wir besuchten das Parlamentarium und das Haus der Europäischen Geschichte.
Trotz des großzügig eingeplanten Zeitslots kann man diese gut ein zweites oder auch ein drittes Mal besuchen, da es dort einfach so viele spanende Informationen gibt, die man in der Kürze der Zeit leider nur selektiv mitnehmen konnte.
Und auch hier wurden zwei Aspekte wieder klar: die Bedeutsamkeit der EU und ihr Zusammenhalt. In der Vergangenheit von schweren Erschütterungen und Herausforderungen geprägt, ist die EU heute stärker denn je, da sie sich immer auf die Stärke des Individuums durch die Gemeinschaft beruft.
Und jene Idee erfährt man in Brüssel. Das Zentrum der EU ist eine schöne, internationale Stadt, in der man den europäischen Geist und die Gemeinschaft spürt. Unsere internationalen Prägungen gestalten die Stadt wahrhaftig vielfältig und bunt.
Dank der uns ermöglichten Freizeit, in der wir die Stadt eigenständig erkunden konnten, haben wir einen authentischen Eindruck vom Leben dort bekommen – auch außerhalb des Europaviertels. Und man muss ganz klar zugeben: jedes Viertel fühlt sich an wie ein Europaviertel, denn die Menschen sind so offen, tolerant und vielseitig, ganz im Sinne des europäischen Einigungsgedankens. Man fühlte sich so willkommen und akzeptiert wie in kaum einer anderen Stadt.
Auch der französische Einfluss machte sich bemerkbar, in manchen Teilen der Stadt wirkte sie wie ein petit Paris. Wer die französische Sprache beherrscht (oder es zumindest versucht J), der wird auf große Freude der Belgier*innen stoßen!
Ich spreche hier von Erfahrungen und Empfindungen, die ich innerhalb von drei Tagen sammeln konnte. Trotz der kurzen Zeit, denke ich, dass mein Eindruck sehr aussagekräftig ist und klar für Brüssel und besonders auch die Brüsselfahrt am Ceci spricht.
Brüssel ist eine Stadt, deren Wert nicht zu unterschätzen ist, und der man, mit politischem Interesse, auf jeden Fall gemeinsam in der Q1 einen Besuch abstatten sollte. Und so können wir glücklich sein, dass in diesem Jahr eine große Gruppe von rund 36 engagierten und interessierten Schüler*innen an der Brüsselfahrt teilnehmen konnte!
Denn es ist nicht dahingesagt: Brüssel ist und bleibt wahrhaftig das Zentrum und Herz Europas.
Heidi Kipping, Q1