Geschichtenschreiber, Schwertkämpfer, Bogenschützen, Wahrsager, Sänger, Bootsmannschaft, Könige und Königskinder – all das waren wir auf der Bühne im November 2017.

Ein Jahr vorher hätten wir uns diese Rollen nicht vorstellen können, als irgendwelche Theaterleute in die sechsten Klassen unsere Schule kamen und uns anboten, bei ihrem Stück „Helden“ mitzumachen. Das Stück sei noch in der Entwicklungsphase, so hieß es, und wir sollten dabei helfen, es fertig zu stellen. Niemand von uns hatte bisher Erfahrung damit, in einem Theaterstück zu spielen, ganz zu schweigen davon, eines zu schreiben.

Etwa zehn Kinder vom Ceci erklärten sich für das Abenteuer rund um die griechische Mythologie bereit – genauso wie einige Kinder einer Mühlheimer Schule. Die ersten Treffen beim FFT (Forum Freies Theater) sahen noch gar nicht nach Theater aus. Anstatt Mimik und Körpersprache zu üben, spielten wir fangen und klatschten im Rhythmus. Dieses Herantasten dauerte etwa ein halbes Jahr. Immer wieder fragten die Eltern uns, ob wir unsere Textpassagen auswendig können, aber zu dem Zeitpunkt war uns so etwas noch völlig fremd. Dann wurden wir mit der Zeit, ohne es zu wissen, an den Stoff von Jason & Co herangeführt. Wir wuchsen unbewusst in die Rollen der Argonauten hinein. Klug gesteuert und fein dosiert lasen wir einige Textstellen, machten Standbilder dazu und erstellten sogar Szenen auf einem großen Schiff, das später eine wichtige Rolle spielen sollte.

Ernst wurde es zwei Monate vor den Aufführungen. Das merkte man schon an der neuen Umgebung: Statt der eher kleinen, unauffälligen Probenräume vom Anfang mussten wir jetzt durch einen Hintereingang in ein Tunnelsystem, in dem man sich schon fast verlaufen konnte. Garderoben, Requisiten, Küchen, ein Innenhof und eine große Bühne mit 200 Zuschauerplätzen sorgten für eine richtig professionelle Atmosphäre. Hier probten wir oft mehrere Stunden am Stück und bekamen unsere eigenen Textbücher. Immer mit dabei und in den Hauptrollen: die eigentlichen Akteure, vier erwachsene Schauspieler, die schon viel Bühnenerfahrung gesammelt haben.

Was am Ende uns und die Zuschauer so begeistert hat, kann man schwer beschreiben. Es war die Dynamik und die Wandelfähigkeit aller fürs Stück relevanten Dinge. Zum Beispiel wurde aus einem kleinen Piano ein Kindersarg oder aus den Ruderern Krieger mit Lanzen in der Hand. Dazu kamen erstaunliche, imposante Bühnenbilder durch Effekte aus Licht, Geräuschen, Musik und Choreographie. Wir waren der Heldenschwarm, der gleichzeitig im Hintergrund und doch so wichtig für die Handlung war. Immer wieder wechselten wir die Rollen, wurden Königskinder, dann Könige und starben letztendlich. Doch wir verschwanden nie ganz von der Bühne. Wir konnten jeder sein und vielleicht machte genau das diese Theaterzeit zu so einer schönen Zeit.

Nach diesem erfolgreichen Projekt hoffen wir sehr, dass wir mit dem FFT weiter zusammenarbeiten können.

Von Camillo Gugel, 7c

Wir sind Helden
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Cecilien-Gymnasium