Eigentlich ist so ein Austausch eine ziemlich verrückte Idee.
Man nimmt einige Schüler von der einen und einige Schüler von der anderen Schule. Wesentlicher Unterschied hierbei: die einen sind schwedische Schüler, in unserem Falle vom Tibble Gymnasium in Täby und die anderen sind deutsche Schüler des Cecilien-Gymnasiums in Düsseldorf. Diese Schüler ordnet man einander zu und schneller als man gucken kann, hat man als Schüler des Cecilien-Gymnasiums dann auch schon einen Schweden/eine Schwedin bei sich wohnen. Wenn man länger darüber nachdenkt… könnte ja auch ganz schön schwierig werden. Aber man hat ja nichts zu verlieren, denn im Endeffekt ist es eine Erfahrung, die einen prägt und an der man wächst, das ist sicher. Also immer her mit den Erfahrungen. Außerdem galt es, eine wichtige Frage zu klären: Wie sind die Zimtschnecken in Schweden und wo gibt es die Besten!?
Am 17. März 2017 kamen also die Schweden gegen 11 Uhr bei uns in Düsseldorf an. Am Morgen hatten wir mit dem Gedanken das Haus verlassen, am Nachmittag nicht alleine, sondern mit einem neuen Mitbewohner wieder nach Hause zu kommen. Die Meisten hatten schon vorher dank Whatsapp und Facebook mit ihren Austauschschülern Kontakt aufgenommen, ganz unbekannt war man sich also nicht mehr. Dennoch ist so eine erste Begegnung ganz schön aufregend. Aufregend war die Woche mit den Schweden auch, jedoch überwiegend positiv. Ansonsten nicht ganz optimal war vielleicht, dass die Matheklausur in dieser Woche stattgefunden hat. Das war dann vielleicht doch etwas ZU viel Aufregung, doch auch das ließ sich bewältigen. Die Woche verging wie im Flug und so schnell wie die Schweden gekommen waren, verschwanden sie auch wieder. Auf baldiges Wiedersehen.
Am Mittwoch, den 17.Mai 2017 fanden wir 22 Schülerinnen und Schüler, die betreuenden Lehrerinnen Frau Schwarz und Frau Giese uns dann also um 05:15 Uhr am Düsseldorfer Flughafen wieder und dann ging es nach Schweden.
Im Tibble Gymnasium angekommen wurden wir von den schwedischen Lehrerinnen Frau Marcström und Frau Medici empfangen und in eine ziemlich ahnungslose und überraschte Deutschklasse gebracht, wo wir mit schwedischen Schülern (welche nicht unsere Austauschschüler waren) ein Quiz spielten, das uns Schweden näherbringen sollte – z.B., wie die schwedische Hauptstadt heißt, wie die schwedische Sprache aufgebaut ist oder wer Weltberühmtheiten aus Schweden sind. Später kam der sehr herzlich auftretende Schulleiter vorbei und hieß uns noch einmal Willkommen. Ziemlich schnell wurde deutlich, dass es in schwedischen Schulen etwas entspannter und persönlicher zugeht. Kritisch ausgedrückt könnte man vielleicht auch sagen, dass es etwas chaotisch und weniger diszipliniert war, jedoch herrschte in der gesamten Schule eine sehr angenehme und freie Atmosphäre, welche wir als aufgeregte, fremde Austauschschüler unmittelbar nach unserer Ankunft vielleicht noch nicht ganz so genießen konnten. Nach einer kleinen Runde durch Täby trafen wir endlich unsere Austauschschüler und fuhren mit ihnen nach Hause. Nach Hause zu fahren konnte fünf Minuten zu Fuß heißen oder auch 1,5 Stunden mit Fähre und Bus, da einige Schüler auf kleinen Inseln (Schären) lebten. Dies war eine neue Erfahrung für uns Großstadtkinder.
Die Woche über lernten wir das Schulleben in Schweden kennen und wir unternahmen mit Frau Schwarz und Frau Giese Ausflüge, während die Schweden zur Schule gingen. Wir besuchten z.B. das Naturkunde- und Vasa-Museum, sowie Skansen, ein Freilichtmuseum, welches die Volkskultur Schwedens als „lebendiges Museum“ zeigte. Dabei waren sich fast alle einig, das Naturkundemuseum war nicht der Knaller, da die Beschreibungen nur auf Schwedisch waren. Das Vasa-Museum hingegen war durchaus sehenswert, denn dort stand die Vasa – eine Galeone des 17. Jahrhunderts mit beeindruckenden Maßen von 70 Meter Länge und 52 Meter Höhe. Auch die Geschichte der Vasa ist in ihrem Untergang und ihrer Bergung einmalig. Die anschließende Fahrt von dort mit der Fähre nach Gamla Stan, der Altstadt Stockholms, war eines meiner persönlichen Highlights. Unsere Veranstaltungen mit den Lehrern waren meist gegen 15 oder 16 Uhr vorbei, so dass wir uns danach mit unseren Austauschschülern treffen oder auch in Kleingruppen etwas unternehmen konnten. Die meiste Zeit verbrachten wir dabei in Stockholm, eine wahrlich schöne Stadt. Bei strahlendem Sonnenschein und mit ein paar schwedischen Kronen in der Tasche liefen wir kreuz und quer durch die Stadt und versuchten, soviel davon aufzunehmen wie nur möglich. Aus persönlicher Erfahrung kann ich berichten, dass die Kommunikation mit unseren Austauschschülern auf Englisch absolut prima funktioniert hat. Tatsächlich haben wir uns ganz schulbuchmäßig über die Unterschiede zwischen dem Leben in Schweden und Deutschland ausgetauscht und auch probiert, ein wenig Schwedisch zu lernen. Und tatsächlich hatten wir eine Menge Spaß. Mein absolutes Highlight war ein Ausflug am Wochenende nach Vaxholm, eine Schäre nordöstlich von Stockholm. Von dort aus sind wir etwa 45 Minuten mit dem Boot nach Stockholm gefahren. An uns zog bei strahlendem Sonnenschein eine kleine Insel nach der nächsten vorbei, mit den roten Häuschen, die man aus Astrid Lindgrens Geschichten kennt, dazu drei verschiedene Arten von Zimtschnecken und schwedische Cola mit 68% Koffein im Rucksack. Schweden pur! Zu fünft standen wir hinten auf der Fähre und lachten.
So ein Austausch kostet in einigen Situationen sicherlich Überwindung und Selbstvertrauen. Immerhin lebt man eine Woche in einer fremden Familie. Doch dann erlebt man diese einmaligen Momente. Und vor Allem erlebt man, dass man jegliche Situationen schon irgendwie geregelt bekommt. Wir haben zudem eine Menge super coole und offene Schweden kennengelernt, die mit uns Bootstouren gemacht und uns Riesenzimtschnecken gezeigt haben. Was will man mehr!? Bei einer fremden Familie zu leben, ist in manchen Augenblicken durchaus eine Herausforderung, doch keine, der man sich nicht annehmen und die man nicht bewältigen könnte. Am Ende sind wir alle eine riesige Erfahrung, Erinnerungen und wunderbare Momente reicher geworden. Sehr viel Spaß hatten wir auch mit Frau Schwarz und Frau Giese. Man kann es nicht anders sagen, es war wirklich eine coole und amüsante Woche mit Ihnen. 🙂
Und um die Zimtschneckenfrage zu klären: Die besten Zimtschnecken gibt es bei einem kleinen Bäcker in Vallentuna und sie sind nicht vergleichbar mit denen von IKEA.
„Det var jättebra!“ – Grüße an Sverige!
Nele Maaßen, EF