Dieser erste Gedanke unserer Schülerinnen und Schüler zu diesem Thema kann schnell beantwortet werden: Die Europäische Union ist kein abstraktes Konstrukt im fernen Brüssel, sondern Teil unser aller Lebenswirklichkeit. Als Europaschule und Botschafterschule des Europäischen Parlaments empfinden wir es als eine besondere Verpflichtung aus dem europäischen Gedanken ein gemeinsames Herzensprojekt aller Beteiligten werden zu lassen. Dies zeigt sich u.a. in den regelmäßigen „Ceci meets Europe“-Veranstaltungen.
Auch in diesem Zusammenhang gilt: Reisen bildet. So machte sich der Kurs Erdkunde/Geschichte Europas, ein relativ junges Fach der Differenzierung in der Mittelstufe, auf, das politische Zentrum Europas, die belgische Hauptstadt Brüssel, zu entdecken. Im Mittelpunkt stand dabei der Besuch des europäischen Parlaments und der Teilnahme an einem interaktiven Rollenspiel rund um politische Entscheidungen, die uns alle betreffen. Die Schülerinnen und Schüler übernahmen dabei die Aufgaben von Mitgliedern des Europäischen Parlaments und konnten eigene Akzente für die Zukunft unseres Kontinents setzen.
Eine rundum gelungene Bildungsfahrt – insbesondere für unsere Schülerinnen und Schüler im Fach Erdkunde/Geschichte Europas.
Ein Dank geht an meine Kollegin Frau Wildhirth, die die Fahrt begleitet hat.
Sven Holly
Januar 2018
Unsere Brüsselfahrt
Passend zu dem letzten Thema in unserem Geschichte-Europakurs: „Die Europäische Integration – ein Friedensprojekt?“, entschied sich Herr Holly, uns die Stationen und Entwicklungen der europäischen Integration, sowie die EU-Institutionen und deren Funktion, durch eine Reise nach Brüssel zu vermitteln.
Die Freude auf diese Reise war sehr groß, zudem hatten viele von uns noch nie zuvor Brüssel besucht und sich ein Bild von den Institutionen machen können. Nun war es soweit, am Mittwoch den 5. Juli trafen wir uns gemeinsam am Hauptbahnhof Düsseldorfs und nahmen die Bahn, um später am Kölner Hauptbahnhof in den ICE einzusteigen, der uns nach Brüssel führte.
Nach einer kurzen Mittagspause und der Fahrt zur Unterkunft, verteilten Herr Holly und Frau Wildhirth, die uns auf der Fahrt begleitete, die Zimmer. Wir waren in dem Meininger Hotel Brüssel City Center untergebracht, 15 Gehminuten vom Grand Place entfernt. Das Hotel war aus einer alten Fabrikhalle entstanden, dadurch hatte es einen urbanen und trendigen Flair, der auch viele Backpacker aus der ganzen Welt anzog.
Doch uns blieb nicht viel Zeit im Hotel, da wir am Nachmittag mit einem Stadtführer verabredet waren, der uns durch ganz Brüssel führte und uns einen Einblick in die Geschichte Brüssels – besonders im Hinblick auf die Architektur – verschaffte.
Nach dieser sehr interessanten und ausführlichen Stadtführung, empfanden wir den Abstecher in ein Burger Restaurant, in der Nähe vom Grand Place, als sehr angenehm. Gekrönt wurde der Abend von dem durchaus wenig anspruchsvollem Kinofilm „Baywatch“, der uns alle aber viel zum Lachen brachte – gleichzeitig noch unseren Englisch-Kenntnisse verbesserte.
Am nächsten Tag besuchten wir das Atomium, eins der ungewöhnlichsten und faszinierendsten Gebäude der Welt, das ein Atom 165-milliardenfach vergrößert darstellt. Das Atomium ist „die Sehenswürdigkeit“ Brüssels und entstand 1958 während der Weltausstellung. Die Aussichtsplattform, die sich in der obersten Kugel des Atomiums befindet, ermöglichte uns die Aussicht über weite Teile Brüssels, sowie über den Miniaturpark „Mini Europa“, der die schönsten Monumente der Geschichte der Europäischen Union darstellt. Nach einer Mittagspause im Stadtzentrum, begaben wir uns auf dem Weg zum Parlamentarium, das das Besucherzentrum des Europäischen Parlaments ist. Angekommen, erhielt jeder von uns einen Multimedia Guide, der uns auf die Reise durch die Entwicklung der europäischen Integration begleitete. Zudem wurde erläutert, wie das Europäische Parlament aufgebaut ist und dessen Mitglieder arbeiten, um den Anforderungen der EU, als demokratischer Staatenverbund, gerecht zu werden. Demonstriert wurde dies anhand eines Kinos mit 360° Rundumblick, das uns ebenfalls einen Einblick gewährte, wie Gesetze entworfen werden und sich somit auf unser Leben auswirken. Durch eine interaktive Darstellung wurden wir auf eine Reise durch die in Vielfalt geeinigte Europäische Union geführt. Hierbei konnte man auf einer begehbaren Karte mit Hilfe von verschiebbaren Monitoren die verschiedensten Wege durch die EU erkunden.
Eines der Highlights war das „Planspiel EU“, das uns die Möglichkeit gab, in die Rolle eines Mitgliedes des Europäischen Parlaments zu schlüpfen. Als wir den ersten Raum betraten, erhielt jeder von uns einen kleinen Monitor, der uns einer der insgesamt vier Parteien zuwies. Die Räumlichkeiten waren unterteilt in einen Sprechsaal, mit Mikrophonen und simulierten Fotografen, einem Abstimmungssaal und einem großen Raum, der wiederum vier getrennte Räume für jede Partei besaß. Umschlossen wurden diese vier Räume mit ausgeschilderten Gängen mit Monitoren. Kurz wurden wir über einen Bildschirm in die zwei Themenbereiche „Einführung von Chipimplantaten“ und den „Verbrauch von Wasserressourcen“ eingeführt, dann ging es auch schon los. Auf jedem unserer kleinen Monitore erschien ein Zeichen, dass in einem der ausgeschilderten Gänge wiederzufinden war und in wenigen Sekunden erreicht werden musste. Daraufhin rannten alle in Panik und lachend durch den Raum, um den passenden Monitor zu finden. Angekommen, konnte man auf dem Monitor auf verschiedene EU Bürger klicken und sich Ihre individuelle Meinung sowie Expertenmeinungen zu einem der genannten Themen anhören. Die Interessen der zu vertretenden Partei wurden über das Handy vorgegeben und man musste versuchen diese durch passende Argumente zu vermitteln. Durch die Absprache und den Austausch dieser persönlichen Interessen, lernten wir zuletzt die Bildung von Mehrheiten und Koalitionen in dem Abstimmungssaal kennen.
Dieses Planspiel lehrte uns also nicht nur den stressigen Alltag eines Politikers, sondern auch die Schwierigkeit Regelungen für das Zusammenleben auf der Basis von unterschiedlichen Meinungen und Interessen zu finden.
Am Abend sind wir dann alle zusammen Pizza in einem kleinen italienischen Restaurant essen gegangen, das wir mit unserem Kurs komplett ausfüllten. Dies war vermutlich auch der Grund dafür, dass die Pizza länger brauchte und unsere geplante Lasertagrunde einvernehmlich auf den Freitag morgen verschoben wurde. Wie gesagt, so getan: Wir gingen am Freitag nach dem Frühstück zum Lasertag spielen und lieferten uns eine wilde Schlacht. Erschöpft davon, fuhren wir gegen Mittag erneut in das Stadtzentrum. Nach dem Mittagessen hatten dort alle Schüler die Chance, Brüssel in kleinen Gruppen zu entdecken, wobei viele Mädchen und auch Jungs an den Schaufenstern der vielen Läden interessiert waren.
Zuletzt besuchten wir das „Haus der europäischen Geschichte“, das uns die gemeinsame Vergangenheit Europas und die Entwicklung des „europäischen Gedächtnisses“ vermittelte. Die Ausstellung stellte alle wesentlichen Punkte der Entstehung eines geeinigten und demokratischen Europas dar; von dem Mythos der Europa – über Europa in Schutt und Asche – bis hin zu dem Wiederaufbau eines geteilten Kontinents. Dies half uns abermals, unsere Vergangenheit zu deuten und mehr über unsere Herkunft zu erfahren, um die Gegenwart zu bewältigen und die Zukunft zu gestalten.
Wir hatten eine tolle Zeit. Brüssel ist wirklich eine Reise wert! Herzlich möchten wir uns bei Herrn Holly bedanken, der nicht nur alles organisiert hat, sondern uns auch kompetent rund um das Thema „Europa und EU“ zur Seite gestanden hat.
verfasst von Clea Jüngst (EF)