Besuch des Geschichts-LK im Gerhart Hauptmann Haus
Am Donnerstag besuchten wir als Leistungskurs Geschichte die Eröffnung der Ausstellung „Das Erbe der Charta 77“ im Gerhart Hauptmann Haus.
Die präsentierten Fotos von Karel Cudlín gaben uns einen Einblick in das Schaffen der tschechischen Bürgerrechtsbewegung gegen das kommunistische Regime. Im Fokus stand hier vor allem Václav Havel, der als Initiator der Charta gilt.
Das Hauptziel der Chartisten war und ist die Einhaltung der Menschenrechte. Nachdem auch die sozialistischen Diktaturen Ost- und Mitteleuropas 1975 die KSZE-Schlussakte mit ihrem Bekenntnis zur Einhaltung der Menschenrechte unterschrieben hatten, bauten die Akteure der Charta 77 eine der einflussreichsten Oppositionsbewegungen im sowjetischen Machtbereich auf und haben bis heute Vorbildcharakter für diverse Oppositions- und Menschenrechtsbewegungen. So war auch die Bürgerrechtsbewegung in der DDR eng mit den Chartisten verbunden.
Im Anschluss an die Vernissage der Ausstellung wohnten wir auch einer Podiumsdiskussion mit Unterzeichnern der Charta und anderen Oppositionellen bei. Es diskutierten Petruška Šustrová, ehemalige Sprecherin der Chartisten, der Charta-Unterzeichner und ehemalige tschechische Innenminister Jan Ruml, Zbigniew Gluza, Leiter der Stiftung Zentrum Karta in Warschau sowie die beiden DDR-Bürgerrechtler Wolfgang Nitsche und Wolfgang Templin. Moderator PhDr. Tomáš Sacher führte die Diskussion zum Leitthema „Das Erbe der Charta 77“.
Die Teilnehmer stellten ihre damaligen Pläne, Ziele und Vorgehensweisen vor. So sei für sie die Verteidigung ihrer Freiheit und der damit verbundenen Werte essentiell gewesen. Dabei wurde uns der europäische Rahmen der Oppositionsbewegungen gegen die sozialistischen Diktaturen immer wieder vor Augen geführt. Um ihre Ziele zu erreichen, kooperierten die tschechischen Chartisten mit den polnischen Dissidenten. Templin und Nitsche erklärten zudem die Verbindung zu den DDR-Bürgerrechtlern, für die vor allem auch die polnische Solidarnosc-Bewegung vorbildhaft gewesen sei.
Über diese historischen Darstellungen hinaus, die vor allem den mutigen Einsatz Einzelner für die uns heute selbstverständlich erscheinenden Menschen- und Bürgerrechte und die damit verbundenen Freiheiten verdeutlichten, stellten die Diskutierenden immer wieder auch Bezüge zur aktuellen politischen Lage, etwa in Polen, der Ukraine oder Russland her. Dadurch wurde deutlich, dass Menschen- und Bürgerrechte und deren Einhaltung immer wieder auch in Gefahr geraten können und somit keineswegs selbstverständlich sind.
Zum Ende gaben uns die Teilnehmer der Diskussion noch den Aufruf mit, für Demokratie und Menschenrechte zu kämpfen, selbst wenn diese noch nicht völlig in Gefahr wären.
Noel Haufs für den Geschichts-Leistungskurs Q2