„Populismus und Extremismus – eine Gefahr für Europa?“
Unter diesem Motto stand der alljährliche Europatag des Cecilien-Gymnasiums am 6. Mai 2015. Angesichts der Wahlerfolge populistischer und extremistischer Parteien, nicht nur bei den Europawahlen, von Bewegungen wie Pegida und der andauernden und von Populisten ausgeschlachteten Krisen rückten in diesem Jahr Probleme und Gefahren für das europäische Projekt in den Fokus.
Stefan Engstfeld, Mitglied des nordrhein-westfälischen Landtages, besuchte unsere Schule und eröffnete den Europatag. In seinem Plädoyer hob er aber zunächst die Errungenschaften, das Erreichte und den Gewinn der europäischen Integration hervor. Er erinnerte an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren, das den Ursprung des europäischen Einigungsgedankens und dessen Notwendigkeit markierte. Er erinnerte damit an Frieden, Sicherheit und Wohlstand, die dieses Projekt uns allen gebracht habe und die es zu verteidigen gelte. Von diesen Errungenschaften wurde dann der Bogen geschlagen zu aktuellen Problemen und Krisen. Die Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 11 diskutierten mit ihm über den Umgang Europas mit Griechenland, die Folgen eines möglichen „Grexit“, die kommende Wahl in Großbritannien und die damit verbundenen Konsequenzen sowie einen menschenwürdigen Umgang mit den in ihrer Existenz bedrohten Flüchtlingen, die in existenzieller Not versuchen, Einlass in die „Festung Europa“ zu erlangen. Es bestehe, so Stefan Engstfeld, eine „Sehnsucht nach einfachen Antworten“, gerade auf solche Probleme und die daraus resultierenden Fragen, die von Populisten, ja Extremisten missbraucht werde, um (vermeintliche) Ängste und Sorgen der jeweiligen europäischen Bevölkerungen zu bedienen. Und genau dieses Spiel mit Sorgen und Ängsten und der Versuch, mit einfachen Formeln und Parolen, Anhänger oder gar Wähler zu gewinnen, waren dann Thema in verschiedenen Workshops für die Schülerinnen und Schüler. „Können Metaphern töten?“, wurde als Frage an die Parolen der Pegida-Bewegung gestellt. Vereinen Islamophobie und die Schaffung eines gemeinsamen Feindbildes? Aber wogegen genau und vor allem wofür? Wie steht es um Griechenland? Können aus der Krise auch neue Impulse für Europa entstehen? Droht der Brexit und mit welchen Folgen wäre ein Austritt Großbritanniens verbunden? Ist der Front National ein Wolf im Schafspelz, kann sein Erfolg zum Modell für andere Extremisten werden und was haben solche nationalistischen Bewegungen für Konsequenzen? Wie Stefan Engstfeld selbst auch betonte, war eines der Ergebnisse, dass die von vielen gewünschten einfachen Antworten nicht weiterführen, dass aber die aus ihnen resultierenden Gefahren existent sind – bedrohen sie doch das gesamte Gerüst und damit auch das Konstrukt europäischer Einigung und europäischen Friedens. Es könne und müsse somit immer wieder darum gehen, diesen Populismen die europäischen Werte wie Solidarität, Freiheit und Menschenwürde mit den damit verbundenen Menschenrechten entgegenzusetzen und aufzuklären über Vereinfachungen und Unwahrheiten. Vor allem aber muss es darum gehen, sich immer wieder diese Errungenschaften und Werte und damit den Wert des europäischen Integrationsprojektes vor Augen zu führen. Und das hat der Europatag wieder einmal getan.
Dr. T. Lüpges
Mai 2015